Sieben Jahre führte Brigitte Bailer auf dem Gelände der ehemaligen Westfalenhütte ein Atelierhaus. Waren dort Ausstellungen, kam man auch als Nicht-Werksangehöriger auf das Gelände, das sonst streng gehütet wurde, und ein paar Häuser hinter der Werkskantine in die vom Rest der Stadt abgetrennte Springorumstraße.
Die Backsteinhäuser an dieser Straße hatten ihren besonderen Charme. Nur heizen ließen sie sich schwer. Als dann ihr Abriss feststand, beschloss Brigitte Bailer, ihr Atelierhaus neu zu bauen – quasi im Hinterhof der alten Wirkungsstätte. Denn das neue Atelierhaus Westfalenhütte befindet sich genau auf der anderen Seite – jenseits des hohen Zaunes, der das Werksgelände Thyssen Krupps vom öffentlich zugänglichen Dortmund abtrennt.
Noch bis zum 17.11.2013 werden hier in der Freizeitstr. 2 die Arbeiten von vier mexikanischen und zwei deutschen Künstlerinnen präsentiert. Sie haben ihre unterschiedliche Eindrücke von Mexico-City, Oaxaca und San Christobal de las Casas mitgebracht und diese figürlich als auch in Bild- und Fotomontagen umgesetzt.
So thematisiert Margareta Eppendorf mit ihrer Installation „Habenichtse“ die bis heute andauernde Ausbeutung auf den Kaffeeplantagen. Auf den aufgehängten Jutesäcken, in denen die Bohnen verschifft werden, dokumentieren historische und aktuelle Aufnahmen die Historie der Ungerechtigkeit. Marlies Backhaus thematisiert die in Mexiko weit verbreitete Kinderarbeit. Außerdem collagiert sie Aufnahmen der gerade bei Touristen so beliebten grellbunten Häuser mit den auf vielen Hauswänden prangenden Graffitis und politischen Pochoirs.
Am 24. November eröffnet Brigitte Bailer vormittags um 11 Uhr den traditionellen Jahresausklang „den Engel“. 14 Künstler mit ganz unterschiedlichen Arbeiten von Bildhauerei bis Lichtkunst sind zu sehen. Die Ausstellung dauert bis zum 15. Dezember 2013. Am Eröffnungstag locken außerdem bis 18 Uhr neue spanische Weine von kleinen Weingütern, die der Weinkenner Markus Heilemann für die Gäste ausschenkt.
Was sich wie falsches Deutsch anhört, ist absichtlich so geschrieben, weil es um einen ganz bestimmten, nämlich „den Engel“ geht. Der in Glas gefasste Engelskopf – ein seltenes männliches Exemplar unter den gemeinhin weiblich stilisierten – ist die Hinterlassenschaft eines peruanischen Künstlers, der 2004 noch im alten Atelierhaus ausstellte. Brigitte Bailer kaufte ihm „den Engel“ ab und wurde fortan von vielen Besuchern gefragt: „Sie haben jetzt den Engel?! – Den Engel hätte ich auch gerne gehabt.“ An eine besonders leidenschaftliche Engel-Sammlerin, die „den Engel“ unbedingt haben wollte, verkaufte Brigitte Bailer „den Engel“ dann weiter. Obwohl er sich nun nicht mehr im Atelierhaus Westfalenhütte befindet, bleibt er Namensgeber für die jährliche Ausstellung zum Jahresabschluss.